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Das Schreiben von Erzählungen in katalanischer Sprache

por Ramon Pla i Arxé
Das Schreiben von Erzählungen in katalanischer Sprache wurde während des 19. und 20. Jahrhunderts durch zwei grundlegende Faktoren bedingt – und begünstigt: zum Einen, durch die Notwendigkeit einer Umgangssprache von literarischer Würde – ein ebenso unverzichtbares wie schwieriges Erfordernis in einer Kultur, die bis 1913 keine linguistische Normierung hatte und die nicht in der Schule unterrichtet wurde – und zum Anderen, durch die Überzeugung von der Wichtigkeit der Erzählung, um den beachtlichen Markt der Romanleser für das Katalanische zu gewinnen.

Die kulturelle Renaixença (19. Jahrhundert) begann zwar mit der Dichtung, doch zunehmend bildete sich eine Prosa heraus, die den ästhetischen Strömungen des europäischen Romans folgte und sich gro ß er Beliebtheit bei der Mehrheit der Leser erfreute.

Der historische Roman, der die unabhängige Vergangenheit Kataloniens in Erinnerung brachte– L'orfeneta de Menargues [Die kleine Waise von Menargues] (1862) – und die Bilder und Romane von zeitgenössischen Bräuchen schufen die Bedingungen für eine realistische und naturalistische Prosa. Die zentrale Figur des Realismus ist Narcís Oller – Zola schreibt für ihn das Vorwort zu La papallona [Der Schmetterling ] (1882) –; auch andere Romanschriftsteller wie Marià Vayreda, Dolors Monserdà oder Josep Pin i Soler schreiben vor ihm oder zeitgleich realistische Romane. Die Krise des Positivismus und der Wandel der ästhetischen Orientierung zum Jahrhundertwechsel – n ä mlich zum Modernismus – führte zu einer Bereicherung des realistischen Modells (Raimon Casellas, Víctor Català oder Prudenci Bertrana) und gleichzeitig zu einigen Beispielen poetischer Prosa (Santiago Rusiñol).

Ab 1906 schufen die Verfestigung der katalanischen Kultur und eine starke Autonomiebewegung den Kontext für eine kulturelle Bewegung wie den Noucentisme („Literatur um 1900“), der den realistischen Roman abwertete und eine sehr ausgearbeitete Prosa förderte, die sich als neuer literarischer Kanon durchsetzte. La ben plantada [Die Schöne] (1911) von Eugeni d'Ors ist das Paradigma der Bewegung. Es wurden jedoch auch weiterhin realistische Romane verlegt (Pous i Pagès, Puig i Ferreter, Miquel Llor, Sebastià Juan i Arbó), die sich einer eleganteren und ausdrucksstärkeren Sprache (Ruyra), einer vorrangig psychologischen Analyse (Carles Soldevila) oder einer raffinierte Distanzierung (Jordana, Trabal) mit einer häufig stark erneuerten Erzähltechnik bedienten. Die Exzellenz dieser Bewegung stellen einige, sich stark von einander unterscheidende Autoren dar, die ein Werke von hoher Qualität verfassen (Carner, Sagarra, der außerordentliche Josep Pla oder der junge Salvador Espriu). Andere Autoren jedoch, die ihre Schriftstellerlaufbahn in dieser Zeit begannen, mussten nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) einen Großteil ihres Werks im Exil schreiben – denn die große Mehrheit der katalanischen Schriftsteller war antifaschistisch – wie u.a. Mercè Rodoreda, Amat-Piniella, Aurora Bertrana, Pere Calders, Xavier Benguerel und Avel•lí Artís.

Die Diktatur (1939-1978) ließ die katalanische Gesellschaft zunächst in einer wehrlosen Position und verbot das Katalanische als Kultursprache. Ein langsamer, vom politischen und kulturellen Widerstand – von seiten der Verlage, der Literaturpreisvergeber und der Zeitschriften- forcierter Prozess des Wiederaufbaus festigte sich, ließ jedoch die zahlreiche, nach Katalonien eingewanderte Bevölkerung außen vor. Die großen Autoren der Zeit der Republik [Zweite Spanische Republik (1931-1939); Anm. d. Übers.] wurden die unbestreitbaren Lehrmeister der zahlreichen neuen Schriftsteller, die anfingen, auf katalanisch zu schreiben (Pedrolo, Perucho und später Espinàs, Capmany, Porcel, Saladrigas, Moix, Roig, Teixidor). Dieses Phänomen spielte sich gleichzeitig auch in der Region València und auf den Balearen abspielte – die gleichen Verlage, der gleiche Kulturraum und der gleiche Markt (Llorenç Villalonga als der prestigeträchtigste Autor, desweiteren Janer i Manila, M. Antònia Oliver und Gabriel Mesquida).

Die demokratische Gesetzgebung (1978) hat, indem sie katalanisch zur bevorzugten Unterrichtssprache machte, die Zahl der potentiellen Leser erhöht und die Rolle der Verlage gestärkt, die entscheidender als die Kritik oder die Universitäten sind, wenn es darum geht, den Erzählkanon festzulegen. Im Allgemeinen gibt es keine vorherrschende Ästhetik, und die Zahl der Autoren – einschließlich der bedeutsamen Schriftsteller aus der Region València – und der Leser hat sich vervielfacht.

Traducido por Mira Soldo

Isabel Banal: Llapis trobats, sèrie iniciada el 1999.

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