Ariadna al laberint grotesc
Salvador Espriu
«Tereseta-immer-die-Treppen-herab»
»Das gilt nicht, das gilt noch nicht, du guckst durch. Du mußt die Augen zumachen, mußt uns den Rücken zudrehn und dabei Richtung Santa Maria schaun. Aber zuerst müssen wir noch die Strecke abmachen, nämlich die Seilerstraße, die Pumpenstraße, das Hintere Bäckergäßchen, die Kirchstraße und der kleine Platz. Nein, das Bächlein nicht, da bleiben wir nur im Sand stecken, und die Strecke ist schon lang genug. Wenn wir übertreiben, kriegen wir uns nie, und außerdem ist es zu anstrengend. Der Anschlag ist beim Pfarrhaus, einverstanden? Aber gemogelt wird nicht. Teresa guckt ein, los, laufen wir. Das gilt nicht, die linst ja. Meine liebe Teresa, ich hab’ dir’s doch gesagt, du sollst uns den Rücken zudrehn und Richtung Santa Maria schaun. Wenn du das tust, brauchst du nicht mal die Augen zuzumachen, aber du darfst dich nicht rühren, bis wir rufen. Also, habt ihr mich denn nicht verstanden? Durch die Turmstraße, ja doch, dann halt nochmal. Durchs Bächlein nicht, im Sand stolpert man nur. Du willst, daß wir neu auszählen? Wir haben doch schon, Teresa. Du bist nicht einverstanden? Die reine Zeitverschwendung! Es wird dunkel werden, man wird die Boote an Land ziehen, und wir haben noch nicht zu spielen angefangen. Eure >Panxita< kommt von Jamaica zurück? Man könnte grad meinen! Mein Vater war noch weiter weg, sogar in Rußland. Mit einem Pelzmantel kam er und mit so viel Haaren, daß er wie ein Bär aussah. Als er eintrat, um für die glückliche Rückkehr zu danken, begrüßte ihn Bruder Josep d’Alpens, der auf der Kanzel stand, zum Spaß, als ob er der Teufel wäre, der Vater erzählt es immer. Also, spielen wir oder nicht? Scheint so, eure Fregatte ist die einzige auf der Welt. Mein Gott, bist du bockig! Zählen wir, und wen’s trifft, der soll nicht meckern. Ich und du, Müllers Kuh, Müllers Esel, das bist du. Wieder du, Tereseta, so ist’s recht. Verteilen wir uns. Du hinkst, Bareu? Wartet mal, Kinder, Bareu hinkt. Gibt’s für ihn Sonderregeln, oder soll er den Anschlag hüten? Gut, soll er helfen, ihn zu hüten. Jetzt jammere nicht, Tereseta, du stehst nicht allein an. Los, endlich. He, umgedreht! Mit oder ohne Hinken, wenn Bareu den Torwart macht, ist es fast unmöglich für uns, ans Pfarrhaus heranzukommen. Wer schreit da >fertig Nein, Teresa, nein, wir hatten uns noch nicht versteckt. Geh nicht die Treppen runter, Tereseta, ich sag, du sollst nicht runterkommen, irgend ein Trottel hat zu früh losgerufen. Ausreden, ich eine Schwindlerin, weil es mich erwischt hat? Du bist einfach nicht aufgelegt zum Spielen. Und du hast die Wut, weil du anstehn mußt, das ist es. Geh nicht die Treppen runter, hörst du nicht?, komm nicht runter. Also gut, streiten wir also. Ja, lauf mir nur hinterher, ich geb’s auf.«
Translated by Angelika Maass
Salvador Espriu, «Tereseta-immer-die-Treppen-herab». A: Und lass als Pfand, mein Liebling, Dir das Meer, und vierzehn weitere Erzählungen aus dem Katalanischen. Frankfurt am Main: Vervuert, 1988, p. 26-27.