Salvador Espriu
Die Stierhaut
XLVI
Manchmal ist es nötig und unvermeidlich,
daß einer stirbt für ein Volk,
doch niemals darf ein ganzes Volk sterben
für einen einzelnen
– merke dir das für immer, Sepharad.
Sorge, daß fest gebaut sind die Brücken des Gesprächs,
und trachte zu begreifen und zu lieben
die verschiedenen Denkweisen und Sprachen deiner Kinder.
Damit der Regen langsam, linde auf die Saat falle
und die Luft gleich einer ausgestreckten Hand
sanft und voll Güte über die weiten Felder streiche.
Damit Sepharad ewig lebe
in der Ordnung, im Frieden, in der Arbeit,
in der schwierigen und verdienten
Freiheit.
Translated by Fritz Vogelgsang
Salvador Espriu, Die Stierhaut. Frankfurt am Main: Vervuert, 1985, p. 121.