Conclusions

Pere Gimferrer
Pere Gimferrer
Die ersten individuellen Werke von Tàpies entstanden 1945. Wir befinden uns also am Ende von dreißig Jahren künstlerischer Aktivität des Malers. Die innere Bedeutung des Werks ist schon ausführlich kommentiert worden; man sollte aber hinzufügen, daß die Aneignung des ganzen Reichtums von Tàpies‘ Beitrag – wie bei Gaudí, Foix oder Miró – gerade erst richtig begonnen hat. Wenn eine künstlerische Produktion zugleich die Kennzeichen radikaler Neuheit, großer Komplexität und tiefer Reflexion trägt, dann kann der Zeitgenosse zwar ihre Bedeutung registrieren, aber ihr eigentliches Feld bleibt die Zukunft. Vor einem Werk, das eine neue Konzeption begründet und das in die allgemeine Entwicklung der Kunst mit einem plötzlichen Wetterleuchten einbricht - «calme bloc ici-bas chu d’un désastre obscur», um mit einem Vers Mallarmés zu sprechen -, empfinden die Zeitgenossen leicht eine Unruhe und ein verworrenes Unbehagen, wie bei einer Entdeckung, deren entscheidende Bedeutung man vorherahnt, die aber, gerade wegen ihrer Macht, noch unbegreiflich ist wie eine nächtliche Landschaft, in der plötzlich die Helle eines Blitzes mit einem so abrupten und absoluten Glanz zuckt, daß wir zunächst nur geblendet den weiten Erdkreis, der bis dahin in Dunkel getaucht war, wahrnehmen können. In gleicher Weise kann sich uns erst heute – und die vorliegende Studie erhebt keinen Anspruch, diese Grenzen zu überschreiten – Tàpies‘ Beitrag mit dem Minimum an zeitlichem Abstand erschließen, der notwendig ist, um dessen vielfältige Aspekte abzutasten.

Gimferrer, Pere, Antoni Tàpies i l'esperit català, Barcelona: La Polígrafa, 1974, p. 81.

Traduït per Tilbert D. Stegmann

Tilbert D. Stegmann
Tilbert Dídac Stegmann